Wohnungsnotstand in München
Es ist kein Geheimnis: München ist das mit Abstand heißeste Immobilienpflaster Deutschlands. Die Preissteigerungen sowohl bei Mieten als auch bei Eigentum sind in den letzten Jahren überdurchschnittlich stark gestiegen. Ursache dafür ist logischerweise die steigende Nachfrage. Die Stadt ist bemüht, dem Bedarf nachzukommen, und zwar in Form großflächiger Neubaugebiete in allen Münchner Stadtteilen. Am Hirschgarten in Nymphenburg, in der Hans-Fischer-Straße in Sendling und an der Arnulfstraße sind einige der bekanntesten Projekte inzwischen abgeschlossen; genug ist das allerdings noch lange nicht.
Spurensuche: Boomtown München
Die allgemeine Wirtschaftslage ist keineswegs blendend. Relativ gesehen ragt München aus dieser Masse weit hervor; Zahlen belegen das eindrucksvoll. Auch ein Blick auf die Börse macht das deutlich: Während andere Bundesländer der Reihe nach ihren Unternehmen zusehen müssen, wie sie aus dem DAX 30 fallen, beherbergt alleine München aktuell acht DAX-Unternehmen. Das ist deutschlandweiter Spitzenwert. Auch für Versicherungen, Unternehmensberatungen und Anwaltskanzleien wird München immer wichtiger. Das führt zu einem logisch nachvollziehbaren Ketteneffekt: Mehr Geld, mehr Arbeitsplätze, bessere Karrierechancen, mehr Zuzug, steigende Immobilienpreise.
Der Mietspiegel spricht Bände
München galt schon lange als teuerste Stadt Deutschlands. Die Entwicklung der letzten fünf Jahre war jedoch selbst für Münchner Verhältnisse weit überdurchschnittlich. Steigerungen von teils 30 Prozent in gefragten Stadtteilen stehen in keinem Verhältnis zum Nettoverdienst vieler Bürger. Den Gesetzen des Marktes folgend, leiden darunter natürlich in erster Linie Kleinverdiener, Großfamilien und Studenten. Letztere mögen noch in WGs zu halbwegs annehmbaren Preisen unterkommen; der Traum von der eigenen kleinen Studentenbude ist für die meisten allerdings in weite Ferne gerückt. Familien mit Kindern sind zusehends gezwungen, vor die Tore der Stadt zu ziehen, da der Quadratmeter dort noch deutlich günstiger ist. Während Trend-Viertel wie das Glockenbachviertel, Isarvorstadt oder Schwabing mittlerweile mit etwa 14 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter aufwarten, sind in Vororten wie Riem oder Oberföhring kleine Einfamilienhäuser mit Garten zu erschwinglichen Preisen erhältlich.
Momentan Gang und Gäbe: Wohnungen unter der Hand vermitteln
Viele Mietwohnungen schaffen es mittlerweile gar nicht mehr auf den öffentlichen Immobilienmarkt. Durch die hohe Nachfrage kennt jeder Münchner zu jeden Zeitpunkt mindestens eine Person oder Partei, die auf Wohnungssuche ist. Daraus ist eine Art inoffizieller Wohnungsmarkt entstanden, in dem Nachmieter direkt im Bekanntenkreis vermittelt werden. Eingesessene Münchener können davon profitieren, „Zugezogene“ hingegen sehen sich einem weiteren Hindernis gegenüber. Immerhin: Obwohl die Verhältnisse für Vermieter kaum besser sein könnten, sehen selbst viele Eigentümer inzwischen ein, dass diesen Tendenzen Einhalt geboten werden muss. Mit Glück und intensiven Suchbemühungen finden sich immer wieder Wohnungen, die bewusst unterhalb des Durchschnittspreises neuvermietet werden, im Sinne einer fairen Preisregulierung. Solche Glücksfälle sind im Gesamtbild dennoch eine Seltenheit. Die Gegenseite überwiegt ganz klar. So sind in vielen offiziellen Inseraten sogar schon genaue Gehaltsvorstellungen vorgegeben, die erst einmal erfüllt werden müssen, um überhaupt zur Sammelbesichtigung zugelassen zu werden.
Wie geht es weiter?
Aus der Sicht normalverdienender Wohnungssuchender kann die aktuelle Lage schon fast als verheerend bezeichnet werden. Andere Großstädte haben vorgemacht, dass diese Preisspirale nicht zwangsläufig ein Ende finden muss. In London, Manhattan oder Paris können viele Arbeiter schon nicht mehr in der Innenstadt wohnen; selbst alleinstehende, erfolgreiche Berufstätige wohnen immer häufiger in Zweck-WGs. Ob das in München eines Tages auch so sein wird, bleibt abzuwarten.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist das erst kürzlich verabschiedete Gesetz zur Drosselung der Mietpreise. So dürfen Münchener Eigentümer die Miete fortan um nicht mehr als fünf Prozent pro Jahr anheben. Wohnungssuchenden, die aktuell schon Budgetprobleme haben, hilft das natürlich wenig. Es liegt also nicht zuletzt an der Bauplanung der Stadt, um den Wohnungsnotstand einzudämmen.
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