Der Sommerflieder – ein prächtiger, jedoch nur scheinbar insektenfreundlicher Exot im heimischen Garten!
Der bisweilen verwendete Name -„Schmetterlingsstrauch“ -, deute ja schon auf seine typischen Besucher hin, heißt es im BLV Naturführer „Lebensraum Stadt“. Und in der Tat braucht man an warmen Sommertagen nicht lange zu warten, bis der Fliederspeer mit seinen violetten Blüten, die in gut zwanzig Zentimeter langen Rispen angeordnet sind, von Tagfaltern und anderen Insekten geradezu umschwärmt wird.
Dabei ist der Schmetterlingsflieder, Buddleja davidii, an sich gar keine einheimische Pflanze, sondern ein Exot, der aus dem fernen China zu uns nach Europa importiert wurde. Dennoch fühlt er sich hierzulande allenthalben wohl. So wohl, dass wir den Schmetterlingsstrauch längst auch an Bahndämmen, auf verlassenen Industrieflächen und anderem innerstädtischem Brachland antreffen.
Mitunter finden wir das Gewächs gar an Wegrändern oder auf Waldlichtungen, gerade so, als ob wir es hier mit einer einheimischen Pflanze zu tun hätten. Umweltschützer sprechen daher von einem Neophyten, einer neu eingewanderten Pflanze, die, wie übrigens auch viele exotische Tiere, für uns Flora und Fauna nicht ohne Gefahr ist.
Nicht umsonst beschäftigen (http://de.wikipedia.org/wiki/Neophyt) sich selbst allgemeine Online Lexika wie Wikipedia mit derartigen Neobiota, wozu, auf tierischer Seite, auch der amerikanische Ochsenfrosch gezählt wird. Den bezeichnete der Stern schon einmal als (http://www.stern.de/wissen/natur/ochsenfrosch-der-nimmersatt-306486.html) Nimmersatt, als fiesen Einwanderer, der fett und vermehrungsfreudig ist und sich zunehmend durch unsere heimische Tierwelt frisst.
Tatsächlich bescheinigt (http://www.bund.net/themen_und_projekte/artenschutz/amphibien/bedrohung_schutz/gefahr_ochsenfrosch) auch der BUND dem Gast aus Nordamerika, der auch und gerade von Hobbygärtnern an und in Gartenteichen ausgesetzt wurde, einen formidablen Appetit, der selbst vor anderen Lurchen nicht Halt macht. Wir müssen also einsehen, dass wir als Haus- und Gartenbesitzer jede Menge Verantwortung für unsere Natur tragen …
Tatsächlich nämlich betrachten Naturschützer auch den Schmetterlingsflieder mit durchaus gemischten Gefühlen. Zwar dient der Hummeln und anderen Wildbienen als lohnende Nektarquelle und lockt auch allerhand Falter an. Doch die brauchen, zur Eiablage und als Fraßpflanze für ihre Raupen, nach wie vor ganz bestimmte einheimische Pflanzen, so dass der Nutzen von Buddleja davidii für unsere Insektenwelt eher begrenzt ist.
Ganz im Gegenteil. Denn der Schmetterlingsflieder, der auch in kalten Wintern nur mäßig zurückfriert, bildet mitunter so dichte Bestände, dass der einheimische Bewuchs darunter leidet und nach und nach verdrängt wird. Das Naturhistorische Museum Luxemburg zählt Buddleja davidii daher zu den invasiven Arten (http://mnhnl.lu/cgi-bin/baseportal.pl?htx=/projects/neophytes/details&det_id=25). Ja, auch in Luxemburg beginne die Art zu verwildern, so an den Ufern der Sauer und der Alzette: „In den benachbarten Ländern ist der Sommerflieder bereits in manchen Städten wie Lüttich oder Köln zum invasiven „Allesbesiedler“ geworden!“
Weniger schöne Aussichten, zumal die Pflanzen mit ihren zahllosen Blütenrispen massenhaft Samen produzieren. Experten empfehlen daher, im Garten die verblühenden Rispen rechtzeitig zu entfernen, am besten, noch ehe sie Samen angesetzt haben. Damit könnte dann der Vormarsch der Pflanze, wenn schon nicht gestoppt, so doch eingebremst werden. Damit diese nicht weitere Areale erobert, wo dann, schlimmstenfalls, wichtige einheimische Insektensträucher verdrängt werden!
Ohnehin drängen Umweltaktivisten dazu, anstelle der prächtigen, aber meist nutzlosen Exoten wieder vermehrt einheimische Hecken und Sträucher zu pflanzen. Denn hier finden auch unsere Gefiederten Unterschlupf und Nistgelegenheit. Das gewichtigste Argument, im Garten einheimische Arten statt ausländischer und gezüchteter Varietäten zu wählen, sei in der Tat das Tierleben, bestätigt (http://www.naturgarten.org/presse/pflanzen_gaerten/straeucher_und-hecken/) auch der Verein für naturnahe Garten– und Landschaftsgestaltung in Heilbronn:
„Thujenhecken und Forsythien sind ökologisch wertlos“, beklagt hier Gabriele Pichler aus Salzburg. Einheimische Sträucher würden dagegen vor Leben häufig überquellen.
Der Fliederspeer hat ganz klar den Vorteil, dass er Schmetterlinge und andere Insekten in unseren Garten lockt und so ein Verweilen im Schatten der Pflanze ganz einfach Spaß macht. Doch wirklich gebraucht wird der Exot hierzulande nicht, da jetzt im Sommer genügend andere Trachtpflanzen Wildbiene & Co. versorgen!
Leider gilt auch die Forsythie, die hier noch einmal vom Schnee überrascht wurde, als ökologisch wertlos.
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Fotos: Peter Hoffmann